Wir gestalten die Osterkerzen 2023: Herzliche Einladung zum Mittun!

Momentan entstehen die neuen Osterkerzen 2023. In einem Interview mit dem Pfarrbrief „Miteinander“ erklären Petra Bonkosch (Künstlerin aus Rastatt) und Pastoralreferent Andreas Freund die Entstehungsgeschichte.

MT: Petra und Andreas, 2023 wird es in den katholischen Kirchen Rastatts und auf den Friedhöfen wieder eine besondere Osterkerze geben. Welche Idee steckt dahinter?
Petra: Ja, nach einer Pause in Coronazeiten gab es einen neuen Anlauf. Es ist spannend, wie sich so ein Prozess gestaltet.
Andreas: Erst mal passiert lange gar nichts, dann hat jemand eine Idee und plötzlich fliegen die Entwürfe und Anmerkungen, Gedanken und Vorschläge nur so hin und her.

MT: Und Ihr seid euch immer einig?
Andreas: Nein, das wäre zu einfach. Ich habe Bilder im Kopf und verbinde das mit theologischen Gedanken und Lebensthemen.
Petra: Wir kommen schon aus zwei sehr unterschiedlichen Richtungen. Ich arbeite mit den Materialien und folge vor allem meinem Gefühl und dem, was mich bewegt.

MT: Und dann trefft ihr Euch und arbeitet gemeinsam an der Kerze?
Andreas: Wir treffen uns oder es gibt lange Telefonate, aber die konkrete Arbeit an der Kerze, die ist Petras Stärke. Ich habe viel Spaß an der theologischen Deutung und ihrer Verbindung mit unserem Alltag.
Petra: Andreas hat spannende Ideen, aber an die Kerzen lasse ich ihn lieber nicht. Wir entwerfen Ideen, es gibt erste Modellversuche und manches wird auch wieder verworfen, weil es nicht gut aussieht oder die Verarbeitung zu kompliziert ist.

MT: Also ein arbeitsteiliger Prozess. Welches Thema begegnet uns denn 2023 auf den Kerzen.
Petra: Das Grundmotiv ist natürlich das Kreuz. In diesem Jahr wird es allerdings eine besondere Form haben. Es zeigt ein Herz und damit geht es in besonderer Weise um Gefühle und Emotionen in unserem Leben. Gott ist die Liebe. Dem steht der Stacheldraht gegenüber. Er steht für Ausgrenzung, Krieg und Leid.
Andreas: Mir war die Ambivalenz zwischen der Osterbotschaft und dem, was wir täglich um uns herum erleben wichtig. Wir verkünden Hoffnung und ewiges Leben. Wir erleben Zerstörung, Flucht und Tod. Kriege sind nicht neu, aber sie rücken näher und für viele sind sie längst tödliche Realität.

MT: Das klingt nach der Frage, ob die Osterfeier überhaupt Sinn macht?
Petra: Oh nein, auf keinen Fall. Das wäre ja furchtbar! Ich habe immer die Hoffnung, dass es weitergeht. Wir feiern die Auferstehung, weil unser Glauben Hoffnung schenkt.
Andreas: Niemals darf Ostern ausfallen. Zu Ostern gehören Tod und Auferstehung. Das Kreuz steht für beides. Der Tod steht am Karfreitag im Mittelpunkt. Die Osternacht lenkt den Blick auf die Auferstehung. Mich fasziniert der Hauptmann, der schon unter dem Kreuz seinen Glauben bekennt.

MT: Eine klare Antwort, also können die Planungen weitergehen. Die Stichworte Herz und Stacheldraht stehen im Raum. Wie gelingt die Verbindung zu den Menschen in den Gemeinden?
Andreas: Für mich bietet das Motiv der Osterkerze eine großartige Möglichkeit, die Menschen zum Nachdenken zu bewegen. Der Stacheldraht erregt sicher Aufmerksamkeit. Die Osterkerze bietet somit Anlass zum Nachdenken.
Petra: Ich wünsche mir mehr als „nur“ ein paar fromme Gedanken. Ich möchte die Menschen mitnehmen. Deshalb haben wir ja auch nach einer Möglichkeit gesucht, nicht einfach ein fertiges Motiv zu präsentieren, sondern sich zu beteiligen.

MT: Die Spannung steigt!
Andreas: Klar, fromme Gedanken alleine bieten kein ausreichendes Fundament, um seinen Glauben im Alltag zu leben. Aber sie sind ein wichtiger Baustein. Zugleich geht es darum, Ausdrucksformen zu finden und besondere Situationen und Anlässe zu nutzen, um ins Gespräch zu kommen.
Petra: Wir werden im Rahmen der Bußfeiern einladen, eigene Gedanken in Form kleiner Herzen auf der Osterkerze anzubringen und so das Kreuz und Herz auf der Kerze langsam füllen.

MT: Das klingt nach viel Arbeit
Petra: Die Herzen werden vorbereitet sein – das ist viel Arbeit für mich. Die Arbeit für die Leute liegt eher im Nachdenken und im „sich darauf einlassen“.
Andreas: Mir gefällt die Möglichkeit, dass die Osterkerze auf diese Weise etwas Besonderes wird. Die Osterkerze steht für das Licht Jesu, das Licht der Auferstehung (Lumen Christi). Und sie steht für die Durchbrechung von Dunkelheit und Tod. Mit den unterschiedlichen Herzen auf der Kerze wird sie zu etwas Lebendigem. Jeder Mensch zählt.

Petra: Jedes Herz ist ganz sichtbar, weil Gott jeden Menschen ganz wahrnimmt. Gott liebt mich, egal wer oder was ich bin.
Andreas: Naja, ich war ja eher dafür mehrschichtig zu arbeiten – weil Gott auch das Verborgene sieht
MT: Also doch nicht immer einer Meinung!

Petra: Nein, das sind wir nicht. Das spannende ist die Auseinandersetzung. Hier entstehen neue Ideen und Sichtweisen. Der Stacheldraht war nicht meine Idee.
Andreas: Am liebsten würde ich es manchmal selbst machen – ohne jemanden zu fragen. Aber es stimmt. Theorie und Praxis müssen zusammenfinden. Ich hätte es weniger bunt gemacht.
MT: Werden nur die Kerzen für die Pfarrkirchen so gestaltet oder auch für die Kapellen?

Petra: Es werden insgesamt 10 große Osterkerzen sein, 4 für die großen Kirchen der Seelsorgeeinheit, 4 für die Filialkirchen und zwei für die jeweiligen Friedhöfe.
Andreas: Und wir werden nicht nur in den Bußfeiern die Möglichkeit bieten sich zu beteiligen, sondern auch auf dem Rastatter Wochenmarkt (Samstag, 1.4., 10 – 12 Uhr). Wir wollen mit dieser Osterkerze nach draußen gehen, über unserer Gemeinden hinaus.
MT: Sagt doch den Leuten nochmals, welche Frage sich genau mit den Herzen verbindet?

Andreas: Es geht um Sorgen und Nöte, die wir zum Kreuz tragen wollen…
Petra: …und es geht um Dankbarkeit und Bitten, die wir im Herzen spüren.
MT: Und der Stacheldraht?

Andreas: Für mich ist er ein Zeichen, das aufmerksam machen soll und stören. Eine Einladung zum Nachdenken über das Leid in der Welt und die Verletzungen in unserem Alltag. Und er erinnert mich an die Dornenkrone.
Petra: Mich stört er - sogar sehr! Aber es stimmt, er ist ein Teil unseres Lebens und deshalb bekommt er seinen Platz auf der Kerze. Es ist nicht alles rosarot.

MT: Müssen die Leute was mitbringen?
Petra: Nein, die Herzen sind vorbereitet. Ich freue mich auf die Vielfalt, weil jede Kerze wird auf diese Weise ein Unikat – obwohl überall auf den ersten Blick dasselbe Motiv zu sehen ist.
Andreas: Für mich ist es eine Einladung und einer Herausforderung zugleich. Die Herzen sind ein stiller Impuls, d.h. ich muss niemandem unmittelbar erzählen, was ich damit verbinde. Gott kennt meine Gedanken und Gebete. Und doch erzählt jede Kerze am Ende viele Geschichten.

MT: Und wie geht es nach den Aktionen weiter?
Petra: Die Kerzen werde ich nach den Aktionen jeweils noch kontrollieren und ihnen den letzten Schliff verleihen…
Andreas: …und dann kommen sie in der Osternacht zum Einsatz und werden uns durch das ganze Jahr hindurch begleiten. Wenn sie brennen, dann erscheinen auch all unsere Sorgen und Nöte, unsere Dankbarkeiten und Bitten in einem besonderen Licht – eine neue Perspektive.

MT: Vielen Dank Petra und Andreas für das Gespräch. Das klingt nach einem besonderen Projekt und mit dem ersten „Lumen Christi“ werden wir erleben, was daraus geworden ist